Reisetagebuch – Kapitel 5 – Strandtour im Winter
Vorwort:
Klaus Langner berichtet in seinem Reisetagebuch auf mein Nova Scotia wie er und seine Frau Gabi einen längeren Urlaub in Mahone Bay Nova Scotia geplant und verbracht haben. Ich freue mich außerordentlich darüber, dass er seine Aufzeichnungen mein Nova Scotia zur Verfügung stellt. In diesem Abschnitt erzählt Klaus von Besuchen im Umland und Strandtouren im Winter.
German spoken Group
Ein interessantes Erlebnis hatten wir bei einem Besuch in Eli’s Espresso in Mahone Bay auf der Main Street. Wir saßen gemütlich beim Frühstück – plötzlich dachten wir, wir hätten uns verhört: alle anderen Gäste und die Besitzer / Betreiber des Restaurants unterhielten sich auf Deutsch! Schnell gründeten wir eine „German spoken Group“.
Während der Unterhaltung erfuhren wir, dass z.B. einer der Gäste aus Sachsen stammte, aber bereits vor gut 50 Jahren nach Kanada kam. Der Besitzer war fast 25 Jahre in Deutschland und lebt nun in Nova Scotia mit seiner aus Deutschland stammenden Frau.
Er erzählte uns, wie schwer es die ersten Jahre war, überhaupt hier in Nova Scotia zu überleben. Es war ein hartes Unterfangen – aber es hat sich gelohnt! Und nun ist man auch wirklich hier angekommen und würde unter keinen Umständen an eine Aufgabe denken. Es war für uns ein sehr unterhaltsamer und auch interessanter Vormittag hier im Eli’s.
Peggy’s Cove
Am nächsten Tag war fast der Frühling ausgebrochen – fast +11 Grad! Das warme Wetter haben wir natürlich sofort genutzt und sind wieder nach Peggy’s Cove gefahren. Natürlich war der erste Gang wieder ins Sou’Wester, um dort unser Frühstück zu genießen.
Auch wenn ich persönlich bereits sehr viele Fotos hier gemacht hatte, blieb auch diesmal der Auslöser der Kamera nicht ohne Arbeit. Ein geeignetes Motiv findet man immer. So verbrachten wir erneut einen schönen Tag im Bereich dieser sehr fotogenen Örtlichkeit. Und eines steht bereits fest: der nächste Besuch dort wird nicht lange auf sich warten lassen.
Bridgewater
Die neue Woche begann dann mit einer Einkaufstour nach Bridgewater. Den Weg über die 325 zum Einkaufscenter kannten wir ja schon fast im Schlaf.
Immer noch interessant jedoch die Verkehrsregelung mit dem „4-Way-Stop“. Es verwundert mich bei jeder Fahrt, wie gut das doch funktioniert. Die Regelung sieht so aus, dass in der Reihenfolge der Ankunft an der Kreuzung die Fahrzeuge fahren dürfen. Sollte man sich nicht ganz sicher sein, ob man nun 2., 3. oder 4. PKW war – kein Problem. Es wird nicht gehupt und geschimpft wenn nicht direkt gefahren wird wenn man an der Reihe ist, sondern mittels freundlichem Handzeichen zeigt der andere Fahrzeugführer an, dass man an der Reihe ist und die Kreuzung queren kann.
In Bridgewater angekommen, machten wir zunächst einen kleinen Spaziergang über die King Street. Und plötzlich lachte das „Haven-Herz“ – an der Ecke King Street / Pine Street, am gegenüberliegenden Ufer befindet sich eine Werft. Dort lagen einige Schiffe… und eines war die Cape Rouge bzw. Ryan Atlantic II. In der Fernsehserie „Haven“ das Boot eines der Hauptdarstellers. Da glühte schnell der Sensor meiner Kamera.
Der eigentliche Spaziergang und der folgende Einkauf auf der LaHave Street waren dann nur noch Beiwerk. Zurück in der Wohnung, wurden dann schnell die Fotos begutachtet und auch direkt auf der externen Festplatte gesichert. So endete ein rundum erfolgreicher Tag.
Besuch am Morgen
Doch schon der nächste Morgen brachte eine weitere Überraschung. Es hatte geschneit und plötzlich hielt ein Fahrzeug des Fernsehsenders CBC News vor unserer Haustür. Es stiegen ein Kameramann, ein Moderator und die „Wetterfrau“ aus und begannen neben unserem Auto zu drehen.
Es wurde lediglich ein Satz abgedreht – aber dieser wurde mindestens 3-4x gedreht, bis er den Wünschen entsprach. Danach ging es dann hinter das Haus, wo dann der Moderator seinen Text in die Kamera sprach – und wir konnten alles schön vom Balkon aus beobachten.
Spaziergänge
In den nächsten Tagen unternahmen wir dann wieder Spaziergänge in „unserem“ Ort. Dabei haben wir dann auch endlich „The Biscuit Eater“ aufgesucht. Es handelt sich dabei um einen kleinen Laden, in dem es Kaffee und Kuchen, sowie kleinere Speisen gibt. Die Besonderheit aber ist, dass man sich eigentlich in einem Buchladen befindet.
In einem Raum befinden sich mit Büchern gefüllte Regale und diverse Sitzgelegenheiten – es handelt sich hier um gebrauchte Bücher. Ein weiterer Raum hält neue Bücher bereit, die man auch kaufen kann. Auch hier sind Tische und Stühle vorhanden, um seinen kleinen Snack zu genießen, während man dabei gemütlich ein Buch liest, oder in alten Schallplatten stöbert.
Es herrscht eine tolle Atmosphäre – und das Essen ist lecker und nicht zu teuer. Der Bisquit Eater befindet sich auf der 16 Orchard Street und ist eine Empfehlung wert.
Im Sommer kann man zusätzlich auch gemütlich im Garten sitzen.
Halifax
Am folgenden Samstag ging es dann erneut nach Halifax. Wir wollten den Farmers Market besuchen – der letzte Besuch war ja an einem Montag. Leider waren nicht sehr viele Stände aufgebaut. Aber das sollte an den Wochenenden ganz anders sein. Also sind wir frühzeitig losgefahren, um nicht zu spät auf dem Markt zu kommen. Denn natürlich hatten wir unser Frühstück auch in Halifax geplant.
Ein kleiner Geheimtipp für das Frühstück ist das Restaurant „Cora’s“. Dieses befindet sich an der 1535 Dresden Row. Hier kann man für umgerechnet rund 22 € ein Frühstück für 2 Personen bestellen – und die Portionen sind wirklich so, dass man auch bestimmt satt wird. Und wer als Getränk einen Kaffee bestellt, dem wird, wie üblich, der Becher auch regelmäßig wieder gefüllt – ohne extra Kosten!
Gut gesättigt ging es dann in Richtung Farmers Market. Die Hallen befinden sich auf der 1209 Marginal Rd. Dort findet man übrigens auch den bekannten Ort „Pier 21“. Als wir am Market ankamen, staunten wir nicht schlecht – Kein Vergleich zu den 4 Ständen, die wir beim Besuch an einem Montag dort vorfanden. Diesmal war die Halle wirklich komplett mit den verschiedensten Ständen belegt. Man braucht schon einiges an Zeit, wenn man jeden Verkaufsstand begutachten möchte.
Es gibt hier einen deutschen Metzger, 2 deutsche Bäckereien, Spezialitäten aus verschiedenen Ländern, Obst, Gemüse, Farmer-Produkte allgemein und sehr viel mehr. Bei unserem Besuch war dann auch noch das Fernsehen da – ein Team vom Halifax-Sender Global News. Die anwesenden Moderatoren Jill Chappell und Paul Brothers der „Morning-Show“ waren dann auch direkt bereit, um für ein Foto zu posen.
Später machten wir dann noch einen ausgiebigen Bummel durch die Straßen von Halifax. Was auch hier ähnlich den Zuständen in Deutschland auffällt, ist der leider größer werdende Leerstand an Gebäuden. Etliche Läden sind leer – manche Gebäude werden renoviert.
Leider stellten wir dann fest, dass ein besonderer Laden Ausverkauf macht – ein Weihnachtsladen, der das ganze Jahr über geöffnet hatte. The Christmas by the Sea auf der 1880 Hollis Street macht nach über 25 Jahren die Türen für immer zu. So bleiben uns auch nur noch einige Tage, um noch etwas für das nächste Weihnachtsfest zu kaufen.
Nach dem ausgiebigen Bummel ging es dann die rund 90 Kilometer zurück nach Mahone Bay. Dank Navigationsgerät und der Umstand, dass wir ja bereits mehrmals in Halifax waren, findet man den Weg recht schnell. Hier sei nochmals gesagt – das Fahren ist in Nova Scotia eine wirklich angenehme Sache. Die Highways sind für unsere Verhältnisse fast leer. Wenn mal 4-5 Fahrzeuge vor uns und 3 Fahrzeuge hinter uns fuhren, dann konnte man schon fast von einem Stau sprechen.
Gefallen haben mir die Schilder, die auf den Highways aufgestellt waren, wenn es 2 Fahrspuren für die jeweilige Fahrtrichtung gab: Keep Right Except To Pass. Was so viel bedeutet wie: Rechts halten, es sei denn, man will überholen. Das sollten sich mal einige Autofahrer merken, die auf deutschen Autobahnen grundsätzlich die linke oder mittlere Fahrbahn benutzen.
Strandtour im Winter
Unsere nächste Tour sollte eine „Strandtour im Winter“ werden. Unsere Friseuse Carol hatte uns einen Tipp gegeben, wo man unbedingt mal hinfahren sollte. Den Friseurladen haben wir eher durch Zufall in Mahone Bay auf der Pond Street während einer der vielen Spaziergänge entdeckt. Denn bei einem solch langen Aufenthalt, braucht man auch mal einen erneuerten Haarschnitt.
Der Laden ist ein 1-Frau-Betreib, mit lediglich 1 Platz für den Kunden – aber das ist bestimmt kein Nachteil. Ganz im Gegenteil – Carol ist sehr kompetent und man kann sich wunderbar während des Haarschnitts unterhalten. Und für uns war es auch sehr hilfreich, um neue Ziele für die nächsten Ausflüge zu finden. Hier gab es tolle Tipps aus erster Hand.
Einer der guten Tipps betraf einen Bereich, der sich „Hirtle Beach“ nennt – von Mahone Bay aus sind es mal gerade 28 Kilometer über den Highway 3 zu erreichen. Hirtle Beach liegt im Bereich von Riverport und ist nur einige Kilometer von Lunenburg entfernt.
Nach rund 30 Minuten Fahrzeit erreichten wir den Parkplatz. Bis zum Strand sind es dann nur einige Meter bis zum Wasser. Und es war wirklich toll – zwar recht kalt, aber schön. Ein herrlicher Blick auf das Meer und die Landschaft, wo man auch im Winter am Meer entlang spazieren gehen kann um die Gegend zu bewundern und zu genießen. Und nur am Rande bemerkt – selbst in der Winterzeit ist der Strand und auch der Parkplatz sehr sauber gehalten. Gefühlte -15 Grad.
Neben dem Hirtle Beach wurde anschließend der Bereich von Lockeport und dem Crescent Beach aufgesucht. Erreichbar über den Highway 103 in Richtung von Shelburne. Auf dem Weg dorthin kann man noch einen kleinen Abstecher zum Port Medway Leuchtturm machen.
Diese Örtlichkeit ist von der Landschaft her ebenfalls einen Ausflug wert. Die Anschrift lautet: 1687 Port Medway Rd, Port Medway. Wie schon beim Hirtle Beach angeführt, fällt auf, dass auch hier der gesamte Bereich am Strand und der näheren Umgebung sehr sauber ist. Lediglich am Strand konnte man die letzten Überbleibsel des vorangegangenen Wintersturm erkennen – einige losgerissene Hummerkörbe lagen in unmittelbarer Strandnähe.
Ansonsten bietet sich dem Besucher eine grandiose Aussicht auf das Meer – und einen Spaziergang am Strand entlang zu den Felsen ist fast als Pflicht anzusehen. Und wenn einem dann doch ein weiterer Besucher begegnet, wird man freundlich gegrüßt, wie es in Kanada so Sitte ist. Fazit – es muss nicht immer Sommer sein, um einen Strandbesuch zu machen. Mit der passenden Kleidung ist auch im Winter ein Besuch am Meer in Nova Scotia eine Empfehlung.
Klaus Langner hat auf mein Nova Scotia bereits den ein oder anderen Gastartikel zur Verfügung gestellt. Klaus umgibt im Grunde eine unschöne Lebensgeschichte, denn nach einem schweren Fahrradunfall konnte er seinen Beruf nicht mehr ausüben und wurde in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Dennoch hat er sein Leben weiterhin positiv gesehen und seine gewonnene Freizeit sinnvoll gestaltet, er legte sich seine erste Digitalkamera zu und begann dann, für ein Online-Magazin, Fotos auf Konzerten und Events zu machen. Auf seiner Homepage sieht man in verschiedenen Galerien einige Bilder der verschiedenen Bands / Künstler / Festivals / Events, die von ihm fotografiert wurden.
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